Unser wilder Garten

Rugeshus liegt mitten im Wald, daher geben wir uns Mühe, dass auch unser Garten möglichst wild und unberührt bleibt. Bei uns darf alles leben und wachsen. Es haben bereits Gäste bei uns storniert, weil ihnen unser Garten zu wild war. Hier mein Text dazu und darunter noch ein paar Bilder:

Hey!

Also nach der zweiten Stornierung wegen Wildwuchs, möchte ich einfach mal ein öffentliches Statement abgeben, das so viele Urlauber lesen sollen, wie es nur geht. Frustriert, irritiert, ein wenig sauer, bin ich, aber vor allem möchte ich auf ein Problem hinweisen, das uns alle betrifft.

Wir führen eine kleine Pension – mitten im Wald gelegen. Wir lieben die Natur und haben uns daher für eine wilde Wiese und nicht beschnittene Hecken entschieden – in erster Linie Schmetterlingsflieder, Brombeerren und Rosen.
Wir setzen keinerlei Gifte ein, verzichten lieber auf Obst und Gemüse, als zu spritzen. Bei uns summt und brummt es, Bienen sind unterwegs, genauso Schmetterlinge, Maikäfer, je nach Jahreszeit und auch Schlangen, Frösche und allerlei anderes Getier. Vögel, nicht nur Schwalben, brüten direkt am Haus.
Viele sprechen vom Insektensterben, wir merken davon wenig – um nicht zu sagen gar nichts. Aber ist ja auch klar, wer in einem totgepflegten Garten lebt, wo „Unkräuter“ keine Chance haben, darf sich nicht wundern, wenn bestimmte Tiere, die auf jene „Unkräuter“ angewiesen sind, wegbleiben. Bei uns darf alles wachsen und was sich beschnitten wird, denn auch wir schwingen die Sense und stutzen Hecken, kommt auf die Benjeshecke.

Wir legen sehr großen Wert auf ein gepflegtes Haus, auf saubere Zimmer und ein gutes Frühstück. All das wird auch nicht beanstandet. Was einigen Gäste aber so sehr gegen den Strich geht, dass sie sogar stornieren, ist der für sie „verwilderte“ Garten. Oder wie der Gast, der mich gerade in höchster Not anrief sagte: „Wir mögen keinen Wildwuchs. Die Lage ihrer Pension ist wundervoll, aber der Garten geht gar nicht.“

Urlauber buchen bei uns, weil sie mitten in der Natur, direkt am Wasser wohnen möchten. Doch einige Touristen wollen gar keine echte Natur haben. Sie wollen einen englischen Rasen, kurz geschnittene Hecken und Blumenbeete haben. Sie möchten in einem Wald übernachten, regen sich aber auf, wenn nachts eine Motte in ihr Zimmer fliegt, oder irgendein Bier, das in Berlin 2 Euro kostet, bei uns 1 Euro teurer ist. Einigen Urlaubern ist es egal, dass wir so weit ab vom Schuss liegen. Sie wollen Natur pur, sagen sie, aber in Wahrheit wollen sie nur die Idee davon haben, sind aber nur noch an der Stadt interessiert. Natur pur, okay, aber es soll bitte eine Glashaube drüber sein. Eine Naturwiese ist super, solange man einen gesunden Abstand von 200 Metern einhalten kann – da leben schließlich viele eklige Tiere drauf, wie, ich wage es kaum zu sagen: Heupferde – ekelhaft!
Tja und das ist letztendlich auch der Grund, warum die Insel zubetoniert wird. Der Massentourismus will Beton haben, auch wenn er es nicht direkt sagt. Er will die Natur sehen, aber es muss eine Glasscheibe davor sein.

Pensionen wie unsere sind ein Relikt von früher und es gibt nur noch wenige davon. Die großen Hotels zeigen, wie sich Touristen ihren Urlaub vorzustellen haben. Das Kaufverhalten bestimmt den Markt.
Wer sich fragt, warum Rügen immer mehr von seinem wahren Gesicht verliert, muss nicht zuletzt sich selber fragen, welche Ansprüche er an die Ferienunterkünfte stellt, in denen er wohnen möchte. Und damit meine ich nicht die Unterkünfte selber, sondern das Drumherum. Wer seinen Urlaub nur in steriler Gepflegtheit genießen kann, darf sich nicht wundern, wenn es auf Rügen bald keine Unkräuter mehr gibt, dann keine Insekten und schließlich nur noch Beton. Und dann ist alles verloren. Jedem das Seine, von mir aus. In den ganzen Städten ist der Kampf ohnehin verloren. Aber wer im Jasmunder Wald bucht, der soll auch den Jasmunder Wald bekommen. Und wir werden bei unserer Linie bleiben.

 

In diesem Sinne, eine schöne Hauptsaison noch.

Benjamin

 

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